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Karlsruhe
Neustadt/W

Skiausbildungslager auf dem Gerlosstein (A) wohl 1975?

Schulleiter und Unternehmer
Die Tänzerin und Mary Wiegmann-Schülerin Ellanore Härdle-Munz gründete 1945 die gleichnamige, staatl. anerkannte Tanz- und Gymnastikschule in Karlsruhe, die sie bis zu ihrem Tod 1969 leitete. Nach der kommissarischen Leitung der Schule durch Prof. Dr. Erich Beyer vom Sportinstitut der Universität Karlsruhe und Ulrike D. (heute R.) übernahmen meine damalige Frau und ich 1970 die Leitung und Inhaberschaft der Schule und gaben ihr den neuen Namen "Badisches Institut für Sportpädagogik".

Ellanore Härdle-Munz, die Gründerin der Tanz- und Gymnastikschule ihres Namens

Die tänzerische Ausbildung war zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Randerscheinung. Sport und Gymnastik sowie ... adäquate methodisch-didaktische Inhalte einer Sportlehrerausbildung waren Lehr- und Lerngegenstand. Die Ausbildung endete mit der Berufsbezeichnung "staatl. gepr. >>>

Karlsruhe war der Sprung in eine neue Dimension für mich. Unternehmer sein, Schulleiter von ca. 200 Studierenden, eine Herausforderung, der man sich stellen musste, möglichst ohne große Schwächen zu zeigen. Es gab eine gewisse Nähe der Ausbildungsstätte zur Universität Karlsruhe mit dem dortigen Institut für Leibesübungen. Sein damaliger Direktor, Prof. Dr. Erich Beyer hatte die Kraft und das Verständnis und nahm mich ein wenig an die Hand. Er ließ unsere Studierenden auch an Lehrveranstaltungen seines Fachbereiches teilnehmen. Er nahm auch die Prüfungen im Fach Geschichte der Leibesübungen ab. Die Ausbildungsstätte litt unter der räumlichen Zersplitterung. Wir hatten kein eigenes Schulgebäude, außer einer Anlage mit zwei Gymnastiksälen und einem Seminarraum hatten wir nichts dergleichen unter einem Dach. Das Sekretariat befand sich schon wieder in einem anderen Komplex. Zur Sportausbildung zigeunerten wir durch die ganze Stadt, was Zeit und Kraft kostete und die Unterrichtsorganisation schwierig gestaltete. Es gab Versuche, das Problem zu lösen. Meine Weggefährten von damals werden sich daran erinnern. Selbst ein Weggang von Karlsruhe wurde erwogen. Ich hatte Angst, dass mir die organisatorischen Probleme über den Kopf wachsen würden. Lehrübungen wurden fast ausschließlich in öffentlichen Schulen absolviert, die über die ganze Stadt verstreut waren. 

<<< Hier sitzen die Studierenden erwartungsvoll vor dem Umkleidegebäude auf dem Uni-Sportgelände. Leichtathletikausbildung ist angesagt.
Ich hatte weder gelernt Schulleiter zu sein noch hatte ich Neigung mich mit unternehmerischen Aufgaben zu befassen. Aber als Schulträger einer privaten, staatl. anerkannten Berufsfachschule für Sport- und Gymnastiklehrerinnen ist man eben zwangsläufig auch Unternehmer. Es waren im Jahr ca. 720.ooo DM einzunehmen und zweckmäßig auszugeben. Dabei waren formell Formen der Gemeinnützigkeit zu wahren, obwohl bei einem Privatunternehmen dieser Art nicht vorgeschrieben.

Wie geht man als 33-jähriger Schulleiter und Lehrer mit ca. 200 überwiegend jungen Damen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren um? Mir oblagen administrative Aufgaben wie Zensuren geben, Verwarnungen auszusprechen, schlimmsten Falls Schulverweise zu erteilen, immer aber Regeln durchzusetzen. Das Kultusministerium in Stuttgart sowie das Oberschulamt in Karlsruhe hatten Erwartungen, die zu erfüllen waren, um nicht die staatliche Anerkennung zu riskieren. Hier haben sich m.E. meine größten Schwächen gezeigt. Vermutlich war ich zu feige autokratische Machtausübung zu praktizieren. Ich hatte wohl Angst vor Sympathieverlusten und der Tatsache, dass als Reaktion Gegendruck erzeugt würde, dem man dann standzuhalten hätte. Ich ging eher den Weg eines mehr kumpelhaften Umgangs mit meinen angestellten MitarbeiterInnen und den Studierenden. Dabei kam es oft zu unangenehmen Situationen von - eben noch Kumpel, im nächsten Moment sich durchsetzender Vorgesetzter - . Mit einer künstlichen aber vielleicht zweckmäßigen Distanz hätte ich nicht gut leben können. Ein weiteres Problem: Wie verkraftet man die Tatsache, dass man täglich von einem Schwarm oft sehr hübscher Mädchen umgeben ist? Und da gab es welche, die alle Register zogen, um den Notendurchschnitt zu verbessern. Dem zu widerstehen fiel schon schwer, hat mich manchmal auch ordentlich ins Schlingern gebracht.
Vergessen wir nicht, wir schrieben die Jahre 1970 bis 1976. Es waren die Jahre mit den Ergebnissen der 68iger Revolution, der ApO, der antiautoritären Erziehung, der Kommune I. Unsere eigenen beiden Kinder ließen wir einen antiautoritären, freien Kindergarten besuchen, wo die Eltern oft stundenlang diskutierten, wie man den Kindergartenalltag mit diesen Prämissen bewältigen könnte. Alle lasen fleißig das Buch A. S. Neill "Summerhill"  Verunsicherung überall, wo Autorität sicher wichtig gewesen wäre, aber nicht opportun war.
Sylvie FischerSilvie Fischer, eine Absolventin, spätere Mitarbeiterin an meiner Schule, hier ca. 35 Jahre später. Sie ist heute Mitinhaberin einer Pforzheimer Tanzschule.

 

Foto: HP der Schule

Nähe oder Distanz? "Krischtl", Absolventin, später Mitarbeiterin, Freundin und ich, beim Feiern im Skilager

Ein Album aus dieser Zeit

Meine damalige Schule heute